Ellen Kobe

TIEFENGARTEN

Ein Projekt im öffentlichen Raum in Dresden 2001 / 2002
in Zusammenarbeit mit City Management e.V. und dem Grünflächenamt Dresden

Tiefengarten_Bauphase1

TIEFENGARTEN heißt: ein Garten, der die tiefer liegenden Schichten sichtbar macht – die räumlichen Schichten des Ortes und die zeitlichen der Geschichte.

Für die ehemalige Brachfläche vor dem Gewandhaus habe ich einen Pflanzplan entwickelt, der die Geschichte des Ortes beschreibt. Die Pflanze steht dabei für Gedächtnis und gleichzeitig für ‚bedacht werden‘. So wie sich Geschichtsrezeption verändert und von den Lebenden abhängt, zeigt der Zustand eines Gartens, wie er gepflegt wird.

Pflanzplan Ia

Nach der Stadtplanrecherche in Archiven habe ich mich mit der Überlagerung von drei Zeitschichten auf die wesentlichen Veränderungen dieses Ortes bezogen. Der erste Plan zeigt die Befestigung Dresdens um 1500. Bei archäologischen Ausgrabungen 1995 wurden hier Reste der Stadtmauer gefunden. Dieser Teil war für die Frühjahrsbepflanzung durch rote Tulpen markiert. Die Rasenfläche und das Narzissenfeld zeigten den Ausschnitt des Gartens, der hier Mitte des 19. Jahrhunderts angelegt war. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde ein Häuserkomplex gebaut, der bei der Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945 vollständig zerstört wurde. Der Grundriss des Hauses ist durch ein Wegesystem mit weißem Marmorsplitt gekennzeichnet. Damit war der TIEFENGARTEN begehbar.

Pflanzaktion

Am 10. November 2001 habe ich Dresdner Bürger zur Pflanzung auf den Platz vor dem Gewandhaus eingeladen. Auf der vom Grünflächenamt vorbereiteten Brachfläche wurde ein Teil der Frühjahrsbepflanzung angelegt. Die Teilnehmer der Aktion konnten ‚Geschichte ausgraben‘ indem sie Blumenzwiebeln eingruben.

Tiefengarten_Zeichnung_vertikal

Am 27. April 2002 wurde der TIEFENGARTEN eröffnet. Gleichzeitig fand eine Ausstellung der Zeichnungen im Atrium des Gewandhauses statt. Diese Zeichnungen sind Pflanzlegende und Projektdokumentation.

Tiefengarten_ Mietshaus_Grundriß 1900-1945

Den Grundriss des zerstörten Hauses habe ich zum Eröffnungsabend mit weißer Kreide auf den Platz weitergeführt,  um ihn in seiner Gesamtheit mit dem Blick aus der Vogelperspektive vom angrenzenden Rathausturm nachvollziehbar zu machen.

Tiefengarten April

Die Sommerbepflanzung mit Rasenfläche, Sonnenblumen-, Mohn- und Kornfeldern hat ein Stück ‚Landschaft‘ in die Stadt geholt. Der TIEFENGARTEN sollte zum festen Bestandteil der Dresdner Innenstadt werden. Da die Fläche von der Stadt zum Verkauf an Investoren angeboten wurde, blieb das Projekt temporär. Später entstand an dieser Stelle ein Parkplatz.

Durch die Aktion RASTSTÄTTE wurde ein Teil des TIEFENGARTENS für eine begrenzte Zeit Weide für ein Pferdepaar..