Ellen Kobe

ERLEDIGT. STELLA GLADBACH

Performance Burg Gladbach, 2019
Das Projekt entstand mit Unterstützung der F. Victor Rolff – Stiftung. 

Geschichte existiert vor allem als Familiengeschichte. An den Einzelnen, den Personen, die uns vorgegangenen sind, können wir die Spur zu uns selbst lesen, als Fragment. (Ellen Kobe)

Eine Reiterin, die morgens durch die Allee auf die Burg zu reitet, am Sonnenblumenfeld vorbei, um in einer roten Mappe eine wichtige Nachricht zu überbringen. Eine Rennfahrerin, die sich ihrer Schärpe entledigt und im Kreis ihrer Siegestrophäen nach gewonnenem Rennen ein Bad nimmt. Tagebücher, Alben, Folianten, Geschäftsbücher. Ein Grammophon, das sich immer langsamer dreht, bis das tanzende Paar in einer Pose erstarrt. Am Ende: ein Überschallflieger, der in Nörvenich startet und mit ohrenbetäubendem Lärm den Himmel teilt.

Das Leben des deutschen Rennfahrers, Unternehmers, Kunstsammlers und Mäzen Friedrich Victor Rolff ist der Hintergrund einer Filmcollage, welche die Hinterlassenschaften auf seiner Burg zum Material und zur Kulisse macht: Anlass, in Rollen zu schlüpfen und durch die Zeiten zu reisen. Ist die Geschichte damit erledigt? Unerledigt?

Es geht um Geschwindigkeit, um die Suche nach der Formel, mit der man die Zeit zurückdrehen, verdichten kann: ein Jahr in einem in Tag, morgens bis abends, ein Jahrhundert in einem Jahr, drei Generationen, tragische Todesfälle, Verkettungen, Fäden, Spuren, Pfade. Sind wir Geworfene unseres Schicksals oder werden wir fähiger, in dem Wissen um die Vorangegangenen? Gibt es ein Entkommen?

Ellen Kobe mit David Mews (Darsteller und Sänger) und Larissa Potapov (Tänzerin).

Ellen Kobe , Filmstill, Burg Gladbach  2019.
Foto: Larissa Potapov